.... wahrscheinlich nicht unbedingt die beste Grundlage für eine Investitionsentscheidung, aber manchmal doch auch ein Aspekt. Vor diesem Hintergrund kann man die letzten Positionen von KeinBörsenguru, Handbuch und Cicero recht gut ein Einklang bringen. Zumindest für mich.
Die Argumente, die KeinBörsenguru anführt, sind ja doch Fakten. Mich persönlich "irritiert" z.B. schon lange, dass AT&S an dem nun bald 2 Jahre anhaltenden KI Hype nicht partizipiert. Wie auch das Verhältnis des investitionsbedingt ungünstigen wirtschaftlichen Profits und aktueller Auftragslage keine Freude macht. Dazu kommt der Ausblick, dass auch das laufende Geschäftsjahr sagen wir vorsichtig: "gedämpft" verlaufen wird.....
Das alles liegt wohl daran, dass AT&S sehr an die beiden Hauptkunden INTEL und AMD geknüpft ist, und Intel gerade selbst nicht glänzt. Dass man bei INTEL derzeit davon ausgeht, das Geschäftsmodell mit Software zu erweitern und dort 1 Mrd. Gewinn erwirtschaften will, ist für INTEL gut, aber bringt AT&S nichts. In gewissem Sinne "positiv" ist, dass INTEL Marktanteile an AMD verliert - und AMD ja nun doch zu den Kunden AT&S zählt. Die weitere Diversifizierung im Bereich der Kunden, die AT&S betreibt, ist sicherlich gut, aber hier sind die großen Margen (noch ?) nicht in Sicht, um alle Produktionsstätten auszufüllen. Ich denke, da liegen einige Schwierigkeiten, die das Leben schwer machen. KeinBörsenguru spricht das (und mehr) in seinen Positionen an und er hat damit sicherlich Recht.
Die Frage ist, wie das nun die nähere Zukunft betrifft.
Da möchte ich mich gerne der eher positiven Erwartung von Handbuch und Cicero anschließen. Der Aufschwung im kommenden Halbjahr wird einfach schon von zu vielen Stellen angekündigt, sodass es recht wahrscheinlich ist, dass das auch mal passiert. Auch wenn das immer wieder verschoben wird, die anziehende Nachfrage ist damit nicht beendet. Und, dass es derzeit noch nicht so weit ist, das ist im Börsenkurs schon deutlich abgebildet. Es hilft uns zwar nicht viel, wenn das Geschäft von NVIDIA noch mehr ansteigt - aber ich denke, dass auch AMD und letztlich wohl auch INTEL ihre Produkte "KI tauglich" machen werden und dann sicherlich nicht "so schnell" NVIDIA überholen, aber doch auch bessere Geschäfte machen werden, als heute. Ich vergleiche das ganz gerne mit dem "Rollentausch" von Nokia und Samsung. Nokia ist weit von der ehemaligen Marktführerschaft entfernt (und wird die wohl auch nicht mehr zurückgewinnen) - aber Nokia ist am Markt ein Faktor geblieben und produziert seine Margen. So wirds sicher auch mit INTEL und (noch besser) mit AMD gehen. Und daran profitiert auch AT&S.
Dazu kommt auch die Positionierung des CEO Gerstenmayer. Ich bin nun nicht naiv und es ist schon klar, dass man seine Mitteilungen NICHT als Religionsbekenntnis verstehen darf - aber er wird auch nicht reine Märchen erfinden können. Dass es aktuell nicht rosig läuft, das hat er gesagt, und auch Androsch hat das bei der letzten HV nicht verheimlicht. Wenn man in der Unternehmensleitung aber die mittelfristige Erreichbarkeit des Umsatzzieles von 3,1 Mrd. weiterhin publiziert, dann sollten wohl auch fundierte Entscheidungsgrundlagen im Hintergrund vorhanden sein, die man - je nachdem wie groß das Vertrauen ist - nicht negieren sollte. Dabei möchte ich die Shorties allerdings nicht wirklich als Gradmesser sehen. Die schließen halt Wetten auf Börsenkurse ab, das Unternehmen selbst interessiert sie wenig (wenngleich sie natürlich schon bewerten, ob eine Gesellschaft derzeit gut liegt oder nicht - aber das Zukunftpotenzial haben Shorties nicht im Auge, nur den Zeitpunkt, wann sie ihre Positionen abbauen sollten - und der ist bei AT&S noch nicht gekommen).
Es bleibt die Frage nach der künftigen Technologie. Ob Glassubstrate die Zukunft ist, das steht glaube ich, noch nicht völlig fest, aber es spricht viel dafür. Wo AT&S steht, das ist irgendwie recht nebulos. Und das stört mich momentan eigentlich am meisten !! Cicero meint, es könnten auch strategische Gründe sein, warum man bei AT&S diesbezüglich in der Kommunikation eher zurückhaltend ist. Ich tu mir eigentlich schwer, mich dem anzuschließen, da ich finde, dass die Nachteile einer Unklarheit auf diesem Gebiet überwiegen und Strategie soll einem ja Vorteile bringen. Was könnte AT&S verlieren, wenn die Welt (auch der Mitbewerb) wüsste, dass AT&S diese Technologie beherrscht ? Wäre es nicht eher vorteilhaft, wenn die großen Investoren wüssten, dass AT&S diese Technologie liefern kann, wenn gewünscht ?
Ich GLAUBE, dass Hr. Gerstenmayers Planung hält. Speziell, wenn AMD und vielleicht mit Verzögerung auch INTEL wieder Marktanteile zurückgewinnen. Ich GLAUBE auch daran, dass die wirtschaftliche Entwicklung in den BRICS Staaten enormes Potential hat, und AT&S dann als "Chinesisches Unternehmen" daran überdurchschnittlich profitiert. Und zwar auch mit organischen Substraten !
Ich HOFFE, dass AT&S ihren technologischen Ehrgeiz in Bezug auf Glassubstrate nicht in den Keller geschickt hat. Und ich HOFFE, dass man sich in dieser Technologie nicht ähnlich verschätzt, wie "damals" NOKIA das Potential der Smartphone-Technologie unterschätzt hat.
Am größten aber ist die LIEBE. AT&S begleitet mich nun schon einen großen Teil meines Investoren Lebens. Hat mich auch oft erfreut. Die eine oder andere Enttäuschung (speziell in den letzten Jahren) gehört zur Liebe einfach auch dazu - selbst wenn man das nicht "anstrebt". Bleibt eher die Frage, ob in dieser Liebesbeziehung (wie ja sonst auch) Enttäuschungen dazu führen, dass auch das Vertrauen zerstört ist. Soweit es mich betrifft, ist das Vertrauen (noch) da. Die Mechanismen haben funktioniert, als Androsch die unsägliche KE - Idee verhindert hat (jedenfalls "zu diesem Kurs"). Und der Vorstand hält das Unternehmen in den letzten recht schwierigen 2 Jahren immerhin über Wasser (trotz des Gewichts Kulim und der angespannten finanziellen Lage). Also hat er sich - zumindest mein - Vertrauen - veriedent. Wünschte nur, seine Kommunikationskompetenz würde sich verbessern ...
LIEBE ist vermutlich in der Börsenwelt die schlechteste aller Entscheidungsgrundlagen. Aber auch die Liebe muss zuerst mal irgendwie "erworben"und danach auch gepflegt werden - wohin im Gegenzug eine Scheidung nicht unbedacht betrieben werden sollte. Soweit es mich betrifft glaube ich an die Zukunft dieser Beziehung - und solange keine gröberen Fehltritte hinzukommen, werde ich aus diesem Grund mein Engagement nicht zurückfahren. Wie immer in der Liebe, eine höchstpersönliche Entscheidung :o)